Palmöl: Anbau, Nachteile und Tipps für den Alltag

von | 25. Mai 2020

Palmöl ist weltweit das meistgehandelte Pflanzenöl. Seine industrielle Produktion auf Großplantagen hat dramatische Auswirkungen auf die Umwelt, die Artenvielfalt und die Menschen.

ÖlpalmplantagePalmöl steckt in vielen Produkten des täglichen Bedarfs. Zwar müssen bei Lebensmitteln die Inhaltsstoffe Palmöl und Palmkernöl inzwischen deklariert werden, nicht aber die Herkunft chemischer Rohstoffe mit Palmöl, wie beispielsweise Fettsäuren. Und für viele andere Produkte wie Kosmetika gibt es keine Deklarationspflicht. Palmöl kauft wohl niemand gerne bewusst, da der Anbau von Palmöl tropische Regenwälder vernichtet, Tieren ihren Lebensraum nimmt, die Umwelt verschmutzt und Menschen ausbeutet. Palmöl hat zu Recht einen schlechten Ruf. Doch worauf können wir ausweichen?

Der Anbau von Ölpalmen

Ölpalmen gedeihen nur in den feucht-warmen Tropen nahe dem Äquator in Südostasien, Lateinamerika und Afrika. Die Hauptanbaugebiete befinden sich in Indonesien und Malaysia, 85% der Weltproduktion stammen von dort. Die Palmölindustrie ist an möglichst großen Flächen interessiert, da sich diese kostengünstiger bewirtschaften lassen als verstreut liegende kleine Plantagen.

In Südostasien sind Politik und Palmölindustrie eng verflochten. Oberstes politisches Ziel ist die Expansion der Plantagen, wofür täglich gigantische Flächen des Regenwaldes gerodet und durch Monokulturen ersetzt werden.

Für moderne Ölplantagen werden befestigte Straßen, Bewässerungs- und Entwässerungsgraben, Palmmühlen, Lager für Maschinen, Düngemittel und Pestizide sowie Wohnräume für Arbeiter gebaut.

Ölpalmplantagen sind die Landwirtschaftsform mit den flächenmäßig größten Zuwachsraten weltweit. Die Anbaufläche beträgt derzeit über 27 Millionen Hektar, das entspricht der Größe Neuseelands. Grundsätzlich ist die Gewinnung von Palmöl relativ effizient, da der Ölertrag pro Hektar Ölpalme pro Jahr bei 5 t liegt – Mais hat einen jährlichen Ertrag von 145 kg, Soja von 375 kg. Außerdem benötigen Ölpalmen relativ wenig Düngemittel. Dennoch hat der Palmölanbau gravierende Nachteile.

Die Auswirkungen dieser Monokulturen

Für den Bau industrieller Großplantagen wird unsagbar viel Natur zerstört. Regenwälder sind CO2-Speicher, die bei der Brandrodung riesige Mengen an CO2 freisetzen. Das hat dramatische Auswirkungen auf die Gesundheit der Einheimischen und auf unser Weltklima. Durch Monokultur geht die Artenvielfalt verloren. Die Hauptanbaugebiete befinden sich in Südostasiens Biodiversitäts-Hotspots. Diese weisen mindestens 1500 nur hier vorkommende Arten von Gefäßpflanzen auf. Durch die Rodung und intensive Bewirtschaftung gehen mindestens 70% der Vegetation verloren und somit auch die Lebensgrundlage vieler vom Aussterben bedrohter und endemischer Tierarten wie Orang-Utans, Sumatra-Tiger, Dschungeladler oder Java-Nashörner in Indonesien. Die öden Ölpalmplantagen sind mit dem Regenwald nicht vergleichbar, nur einige wenige Tier- und Pflanzenarten können hier leben. Und in Gewässern lebende Organismen werden durch problematische Abfallstoffe wie Palm oil mill effluent ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

Auch Menschen, z.B. indigene Völker, verlieren durch Vertreibung und Enteignung (Landraub) ihren natürlichen Lebensraum. Die Plantagen-Arbeiter sind meist gezwungen unter unsozialen und gefährlichen Bedingungen zu arbeiten. Zu den Gesundheitsrisiken zählen: zu schwere körperliche Arbeit, unzureichende Versorgung mit Schutzkleidung, mangelnde Aufklärung über die Gefahr von Agrochemikalien, Missachtung der Arbeitsrechte, Gewalt, mangelnde Hygiene und Sicherheit in den Wohnmöglichkeiten. Ferner gibt es Kinderarbeit bei der Palmölproduktion!

Palmöl in unseren Alltagsprodukten

Palmöl ist in unserem Alltag allgegenwärtig und dennoch auf vielen Produkten nicht deklariert. Palmöl findet sich in Nahrungsmitteln, Babynahrung, Süßigkeiten, Waschmitteln (Tenside), Reinigungs- und Körperpflegeprodukten, Biodiesel, E-Zigaretten und Futter für die Massentierhaltung.

Die Hersteller bevorzugen Palmöl wegen seines niedrigen Preises und seiner günstigen Eigenschaften zur Produktion billiger Massenwaren. Raffiniertes und desodoriertes Palmöl ist geruchslos, geschmacksneutral, farblos und lange haltbar.

Palmöl und Palmkernöl verbirgt sich hinter vielen E-Nummern oder Bezeichnungen wie Glycerin, Zuckerglyceride, Glutaminsäure, Citronensäureester. Meist wird Palmöl aber hinter anderen Bezeichnungen versteckt, so dass es Verbraucher schwer haben, palmölhaltige Produkte zu erkennen. Eine Liste mit Inhaltsstoffen findest du hier

Tipps für den Alltag

Wer auf Palmöl verzichtet oder bewusst zertifiziertes Palmöl konsumiert, setzt ein wichtiges politisches Zeichen und schützt sich vor Fettschadstoffen, die bei der Raffination von Palmöl entstehen. Im Alltag sollten wir deshalb:

  • Möglichst unverarbeitete Produkte kaufen
  • Zutatenlisten genau lesen und hinterfragen
  • Bei Unklarheiten den Hersteller kontaktieren
  •  Palmölfreie Produkte bevorzugen
  •  Regionale Bio-Öle und Bio-Fette kaufen
  • auf zertifizierte Palmölprodukte aus Bio-Anbau zurückgreifen, um Kleinbauernfamilien in Schwellen- und Entwicklungsländern sowie die Aufforstung und Abkehr von Monokultur zu fördern

Regenwald wird auch für den Anbau von Kakao, Mais, Zuckerrohr (für Ethanol), Soja (Biodiesel und Futter für die Massentierhaltung) und für Rinderweiden abgeholzt. Weltweit werden pro Minute 30 Fußballfelder Regenwald zerstört! Mehr dazu und was du tun kannst, erfährst du im Regenwald Report

Buchtipp: „Der Palmöl-Kompass“ von Frauke Fischer und Frank Nierula, erschienen 2019 bei oekom

Foto: Tom Fisk – Canva.com
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