Sorgerecht und Umgangsrecht: Wenn der Vater um sein Kind kämpfen muss
von Dr. phil. Sonja Deml | 12. März 2012
Nach einer Trennung mit Kindern gibt es bei den Ex-Partnern oft Streit um das Sorgerecht oder Umgangsrecht. Tipps für Väter, die um ihr Kind kämpfen müssen.
„Häufig üben die Ex-Partner vor allem frisch nach einer Trennung Druck aufeinander aus – weil Verletzungen und Groll noch im Vordergrund stehen. In der Regel üben Männer über den Unterhalt Druck aus, Frauen über den Umgang.“, sagt der Gestalttherapeut Ralf Grabowski. Ich habe ihn gefragt, was Männer empfinden, die um ihre Kinder kämpfen müssen.
Ralf Grabowski: Für viele Männer bricht bei einer Trennung eine Welt zusammen. Während die Mütter „nur“ ihren Partner verlieren, verlieren die Väter ihre Familie. Und neue soziologische Untersuchungen belegen: Väter leiden stark unter der Trennung von ihren Kindern. Die jüngere Vätergeneration kann sich in der Familie emotional mehr ins Spiel bringen, umso härter trifft sie die Trennung. Den Vätern fehlt der Alltag mit ihren Kindern, sie leiden darunter, aus den Lebenszusammenhängen der Kids herausgelöst zu sein. Die Zeit als Wochenendvater kann zwar sehr intensiv genutzt werden, aber durch die langen Intervalle verändert sich zwangsläufig die Vater-Kind-Beziehung.
Gibt es bei den gesetzlichen Regelungen hinsichtlich Sorgerecht bzw. Umgangsrecht Unterschiede, ob das Elternpaar verheiratet war?
Ralf Grabowski: Ja. Ist ein Paar verheiratet, gilt in der Regel das gemeinsame Sorgerecht. Bei nicht verheirateten Paaren ist dagegen heute das alleinige Sorgerecht für die Mutter immer noch die Regel. Ganz aktuell will die Regierungskoalition jetzt eine Angleichung auf den Weg bringen. Anders sieht es beim Umgangsrecht aus: Zumindest auf dem Papier sind beide Paare, ob verheiratet oder nicht, gleich gestellt. In der Praxis tun sich viele nicht-verheirateten Väter aber noch schwer. Sie haben beispielsweise beim Wegzug der Mutter mit ihren Kindern weniger Interventionsmöglichkeiten.
Welche Möglichkeiten gibt es für Männer, zu einer vernünftigen Regelung auch im Sinne der Kinder zu kommen – welche Tipps haben Sie für Väter in solch einer Lage?
Ralf Grabowski: Die Klagen vieler Väter zeigen, dass etliche Familiengerichte und Jugendämter nach wie vor auf Seiten der Mütter stehen. Väter sind in dieser Hinsicht also in der schwächeren Position. Über Druck läuft erst mal gar nichts, was durchaus auch ein Vorteil sein kann. Wichtig für beide Elternteile ist, die Beziehungs- und die Elternebene auseinander zu halten – was zugegebenermaßen in vielen Fällen nicht gelingt. Vätern, denen der Umgang erschwert wird, sollten sich im Klaren darüber sein, was sie wollen. Sie müssen erkennen, wo ihre Grenzen liegen und was sie noch durchlassen können. Am Beispiel: Wird der Umgang anfangs zeitlich ein wenig eingeschränkt, dann sollten Väter klar sagen, dass sie das nicht möchten. Sie sollten aber nicht sofort mit dem Holzhammer drohen. Generell gilt, den Ball flach zu halten und darauf zu vertrauen, dass die Beziehung zu den Kindern auch solche Zeiten gut übersteht. Denn genau darum geht es: Die Kinder stehen im Vordergrund, nicht alter Ärger mit der Ex. In Konflikten sollten Väter klar und am Problem bleiben und pauschale Beschimpfungen und Anschuldigungen sein lassen. Bleiben Sie bei sich, reden Sie von sich und von dem, was sie in diesem konkreten Fall wollen. Kommen Schikanen jedoch häufiger vor, müssen Väter klare Grenzen setzen. Das gilt vor allem dann, wenn Mütter den Umgang ganz verweigern. Hier kann ich nur raten, sehr schnell zu reagieren: das Jugendamt einschalten, eventuell auch gleich einen Anwalt nehmen. Auf Vertröstungen würde ich mich unter keinen Umständen einlassen.
Mehr über das Thema und Ralf Grabowski erfahren Sie hier:
www.LebensPfadFinder.de www.wochenendvater.de
Foto: Peter Smola / pixelio.de
Kommentar verfassen