Einschlafbegleitung für Kinder
von Dr. phil. Sonja Deml | 17. Mai 2023
Ein- und Durchschlafprobleme bei Kindern stressen viele Familien. Damit Kinder einschlafen, betreiben Eltern oft einen großen Aufwand. Das muss nicht sein!
Schlaf ist wichtig für die kindliche Entwicklung, doch das Schlafverhalten von Kindern ist unterschiedlich. Manche schlafen schon als Babys sehr bald durch, andere finden auch im Schulalter nur schwer in den Schlaf. Dafür gibt es zwei Hauptursachen: der individuelle Schlafbedarf und Anspannung.
Der Schlafbedarf von Kindern
Schon bei Neugeborenen ist der Schlafbedarf sehr individuell und kann von den durchschnittlichen 16-18 Stunden abweichen. Außerdem haben Säuglinge oftmals einen anderen Schlafrhythmus als im Mutterleib und der Tag-Nachtrhythmus muss sich nach der Geburt erst einspielen. Der Schlafbedarf ändert sich je nach Entwicklungsstadium. Manche Grundschulkinder brauchen wieder einen Mittagsschlaf und Pubertierende haben ebenfalls ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Zudem gibt es auch unter Kindern “Eulen” und “Lerchen”. Der Körper und insbesondere das kindliche Gehirn nehmen sich den Schlaf, den sie brauchen. Deshalb sollten Kinder immer schlafen dürfen, wenn sie ein natürliches Bedürfnis danach haben. Denn im Schlaf verarbeiten sie Informationen und neu Gelerntes wie beispielsweise die Sprache wesentlich besser.
Kinder brauchen Sicherheit und Entspannung
Damit ein Kind gut in den Schlaf findet, muss es sich entspannt und sicher fühlen. Wenn es aufgewühlt ist, die Alltagserlebnisse belastend sind, die Schlafumgebung unruhig oder beängstigend ist, wird das Kind nicht gut einschlafen. Auch die Erwartungshaltung der Eltern, es soll doch endlich alleine schlafen, führt zu Stress. Zudem veranstalten manche Eltern mächtige Einschlafrituale, die schon lange vor der eigentlichen Bettgehzeit beginnen. Die Gute-Nacht-CD um 17 Uhr, das Einschlafbuch um 17.30 Uhr, das Abendessen im Schlafanzug, das Schlaflied im Bett mögen gut gemeint sein, aber das Thema „Schlaf“ rückt damit sehr in den Vordergrund. Kinder fühlen sich sicher und entspannt, wenn sie Geborgenheit spüren. Der Schlaf ergibt sich bei Kindern dann ganz natürlich.
Einschlafbegleitung im Familienbett
Zum Glück rücken immer mehr Eltern von dem Gedanken, Kinder müssen alleine einschlafen, ab. Experten warnen davor, die Kinder so lange schreien zu lassen bis sie vor Erschöpfung einschlafen. Kinder müssen und können das Schlafen auch gar nicht lernen. Warum sollte man von kleinen Kindern verlangen, alleine in einem dunklen Raum zu schlafen, obwohl sich Erwachsene im großen Bett aneinander kuscheln?
Der renommierte Kinderarzt Herbert Renz-Polster ist ein großer Freund des Familienbettes. Alle, die möchten, schlafen zusammen und das gibt den Kindern Sicherheit – übrigens auch den Erwachsenen, die nachts unruhig sind und öfter aufstehen, um nach den Kindern zu sehen. Eltern bekommen im Familienbett meist mehr Schlaf, sind ausgeruhter und entspannter. Familienbett bedeutet nicht automatisch, dass alle schon um 19 Uhr schlafen gehen. Den Kindern genügt meistens eine Einschlafbegleitung wie eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen, über den Tag reden, streicheln und kuscheln oder dass Mama bzw. Papa einfach nur da sind. Ältere Kinder kann man fragen, was sie mögen. Manche Eltern kuscheln sich zum Kind und lesen ihr Buch oder lassen ihre Gedanken schweifen. Bei der Einschlafbegleitung sollten sich alle wohlfühlen.
Zum Weitertlesen: Mein Kleinkind will nicht schlafen
Foto: depositphotos.com
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