Träume einer Single-Frau

Was wäre, wenn du schliefest
und in deinem Schlaf träumtest du
und im Traum kämest du in den Himmel
und pflücktest eine seltsame, schöne Blume?
Und wenn du aufwachtest
und die Blume immer noch in der Hand hieltest
– was dann?

Samuel Taylor Coleridge

Ich halte noch immer keine Blume, sondern an der ewigen Hoffnung fest, eines Tages den Richtigen zu treffen. Doch vielleicht tausche ich ja mit dem Richtigen gerade schon Mails aus? Ist es dieses Mal anders? Kann es denn anders sein? Es wäre zu schön, um wahr zu sein, doch das Online-Dating-Game ist gar nicht so einfach. Denn was soll ich davon halten, dass mein derzeitiger Online-Flirt tagtäglich online ist? Sicherlich schreibt er sich noch mit anderen Frauen oder wird zumindest von anderen kontaktiert.

Solange man sich nicht getroffen hat, kann man ja auch durchaus mehrere Eisen im Feuer haben und schließlich ist es bei mir nicht anders; mich schreiben ja auch immer wieder neue Männer an und ich kann mir aussuchen, ob ich antworte oder nicht.

Aber irgendwie habe ich gerade genug von diesem Spiel. Es macht mich nicht glücklicher. Es ist falsche Bestätigung. Es kreiert ein Loch, ein großes Loch. Ja, ich fühle gerade eine gähnende Leere in mir, die es zu füllen gilt.

Doch was sich gerade füllt, sind lediglich die Straßencafés, wenn sich die Frühlingssonne blicken lässt. Auch ich beschloss, die ersten Frühlingsgefühle zu genießen und gönnte mir gestern einen Nachmittagskaffee.

Es hätte sich ja durchaus ein netter Mann zu mir gesellen können, aber wie konnte es anders sein, ein frischverliebtes Pärchen setzte sich genau an meinen Nebentisch und hatte nichts Besseres zu tun, als in einer Tour herumzuknutschen. Am liebsten hätte ich gefragt, ob sie denn nicht ein bisschen Rücksicht nehmen könnten.