So verlieben sich Singles beim Online-Dating

von | 8. Juli 2013

Wissenschaftler haben untersucht, wie bem technisch anmutenden Online-Dating Gefühle entstehen und sich Singles ineinander verlieben...

Verlieben beim Online-DatingAuf den ersten Blick ist Online-Dating eine ziemlich technische Angelegenheit: zwei Singles sitzen getrennt voneinander an ihrem PC und tippen in ihren Bildschirm. Doch auf einmal funkt es – wie kann das passieren, dass Gefühle füreinander über ein technisches Instrument ausgelöst werden und was hilft Singles, sich online zu verlieben?

Mit Emotionsarbeit zur großen Liebe

Die Soziologen Kai Dröge und Olivier Voirol haben das Phänomen Online-Dating empirisch untersucht. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Singles, welche effizient Emotionsarbeit betreiben, gute Chancen bei der Partnersuche im Internet haben. Die Technik, also Computer und Singlebörsen sind natürlich Voraussetzungen, um sich online zu verlieben, aber entscheidend ist, wie die Singles emotionale Beziehungen herstellen. Das geschieht am effizientesten durch eine attraktive Selbstpräsentation und die Zahl sowie die Qualität der Interaktionen. Das Anlegen eines Profils, das Olivier Voirol „digitales Selbst“ nennt, erfordert einen genauen Prozess der Selbstreflektion. Dieser Prozess erfordert Emotionsarbeit, denn der Single muss sich als einen Menschen mit bestimmten emotionalen Qualitäten beschreiben, welche beim Gegenüber bestimmte emotionale Reaktionen (Sympathie, Zuneigung oder Neugier) hervorrufen sollen. Diese Identitätsbildung erfolgt in Auseinandersetzung mit einem abstrakten potenziellen Partner.

Sich verlieben beim Online-Dating

Kai Dröge und Olivier Voirol erfuhren von Singles, dass die Interaktionen mit anderen Singles einen regelrechten Sog darstellen. Dieser Sog wird aus der Unmittelbarkeit und der Tiefe der Emotionen gespeist, welche Singles im Austausch mit anderen Partnersuchenden erleben. Die Distanziertheit der Kommunikation eröffnet einen großen Raum für Phantasie genauso wie für Projektionen und Idealisierungen des Kommunikationspartners. Das kann die eigene emotionale Involviertheit enorm befeuern. Ferner ermöglichen die Distanz und auch die Anonymität der Kommunikation ein großes Maß an Offenheit und wechselseitiger Selbstoffenbarung. Das trägt ebenfalls dazu bei, schnell das Gefühl einer tiefen emotionalen Verbundenheit entstehen zu lassen. Und genau in diesem Sog verlieben sich Singles beim Online-Dating. Das Entscheidende ist den beiden Soziologen zufolge also nicht das Profilfoto, sondern es sind vielmehr die Gefühle, die durch das Schreiben von Nachrichten entstehen.

Lügen beim Online-Flirt

„Das Wunderbare am Internetdating ist doch, dass man sich dafür am Anfang überhaupt nicht aufbrezeln muss. Man kann im kuscheligen Jogginganzug, ungeschminkt, die Haare wie ein Vogelnest, vor dem Computer sitzen, mit einem Rotweinglas oder einer Latte macchiato daneben, und sich völlig unbeobachtet durch das Männerangebot klicken.“ schreiben Eva Gerberding und Evelyn Holst. Und genau dieses Unbeobachtetsein verleitet so manche zu Übertreibungen oder gar Lügen. Wer allerdings denkt, durch eine übertrieben auffrisierte Selbstpräsentation schneller einen Partner zu finden, der irrt sich. Lügen haben kurze Beine und behindern Singles bei der Suche nach einem passenden Partner. Wer sich aber mit angegebenen 59kg selbstbewusster fühlt als mit 63kg, der führt ja niemanden arg hinters Licht. Wer allerdings so weit schummelt, dass er ein völlig anderes digitales Selbst entwirft als er tatsächlich ist oder ein anderes Foto einstellt, der wird kaum ein erfolgreiches Date haben. Denn beim persönlichen Kennenlernen werden dann die ersten möglichen Verliebtheitsgefühle rasch in Ernüchterung umschlagen.

Quelle:

Dröge, Kai/Voirol, Olivier (2013): Prosumer der Gefühle. Zum emotionalen Produktionsregime des Web 2.0 am Beispiel von Online-Dating-Plattformen. In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 2/13

Gerberding, Eva/Holst, Evelyn (2013): Wer sagt, dass Männer glücklich machen? Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Südwest Verlag, München

Bild: VRD – Fotolia.comblank

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