Nach dem Date ist vor dem Date

von | 5. August 2011

Wie geht es weiter nach einem Date? Gerade wenn das erste Date natürlicher Art war, kann ein anschließendes offizielles Date mit zu hoher Spannung verbunden sein.

„Nach dem Date ist vor dem Date“, hätte Sepp Herberger gesagt, wäre er nicht Fußball-, sondern Beziehungscoach geworden. Die Botschaft des legendären Trainers stimmt. Egal ob es ums Zwischenmenschliche auf dem Platz oder innerhalb einer sich anbahnenden Partnerschaft dreht.

 Viele Singles befinden sich – zumindest phasenweise – in einer Dating-Endlosschleife. Eine Verabredung ist nicht so vielversprechend gelaufen? Abhaken, weitermachen. Zukunfts- und erfolgsorientiert planen sie den nächsten romantischen Abend bei Kerzenschein. Und verpassen vielleicht wichtige Momente im Hier und Jetzt.

 Vor einigen Jahren bin ich aus meiner schwäbischen Heimat zurück nach Berlin gefahren, meinem jetzigen Zuhause. Per Mitfahrzentrale. Wir waren nur zu zweit, der Fahrer und ich. Während der Fahrt entstand plötzlich eine merkwürdige Pärchenenergie im Auto. Wir haben nicht geflirtet. Aber irgendwie fühlte sich die Situation in diesem geschlossenen Raum auf Rädern – und geschuldet der Zahl 2 – plötzlich sehr vertraut an. Ab und zu lächelte der Fahrer zu mir herüber und ich erwiderte das Lächeln. In Berlin angekommen, war ich traurig darüber, dass die Reise schon vorüber war. Normalerweise zieht sich die sechs Stunden-Fahrt immer wie ein Kaugummi, diesmal erschien sie mir so kurz wie der Geschmack des Kaugummis anhält. Ich hatte mich verabschiedet, die Autotür schon zugeschlagen, da stieg er noch mal aus und gab mir seine Telefonnummer. Getragen vom Zauber der Autofahrt rief ich ihn in derselben Woche noch an und wir verabredeten uns auf einen Wein. Es war der verkrampfteste Abend, den ich jemals erlebt habe und das Ende unseres Kontakts.

 Lange habe ich mir Gedanken gemacht, woran das wohl gelegen haben mag. Mittlerweile bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass uns das Label „Date“ den Abend ruiniert hat. Ich gehöre zu den Menschen, die Überraschungen lieben. Wenn es um Zwischenmenschliches geht, erst recht. Ich mag es, wenn sich etwas tut, wo man es nicht erwartet. Wie zum Beispiel im Auto einer Mitfahrgelegenheit. Wären wir an dem Abend direkt noch einen Trinken gegangen, wer weiß…

 Zielorientiertes Verlieben klappt bei mir nicht. Deshalb date ich nie. Ich verliebe mich lieber ungeplant. Ich finde es schön, wenn Situationen wie die im Auto plötzlich zu einem Versprechen werden, weil sich eine Attraktion unbemerkt in den Raum gestohlen hat. Solche Gelegenheiten sind sehr selten und ich versuche dafür  empfindsam zu bleiben, um sie nicht mit einer unbedarften offiziellen Verabredung zu killen.

Bei mir funktioniert ein Treffen erfolgreicher, wenn eine „normale“, unverbindlich gehaltene Verabredung zu einem Date wird, weil man sich plötzlich nicht mehr voneinander trennen mag. Ich treffe mich zum Beispiel mit einem Freund zum Tischtennis spielen und dann essen wir noch ein Eis zusammen, kochen Abendessen, trinken Wein, schauen ein Video, rauchen Zigaretten, trinken eine weitere Flasche, machen Eiswürfel in der Gefriertruhe und lassen uns noch tausend andere Dinge einfallen, um uns nicht verabschieden zu müssen.

So geschehen zwischen meinem Mann und mir an mindestens vier Sonntagen, bevor wir zusammenkamen. Tschüss haben wir meistens gegen vier oder fünf Uhr in der Früh gesagt. Dementsprechend hoch war die Aufmerksamkeit im Büro am ersten Arbeitstag der Woche, da geriet das Schreiben eines Drehplans zu einer kleinen Heldentat.

 „Vor dem Spiel ist nach dem Spiel“, heißt der Spruch von Sepp Herberger richtig. Die Botschaft für Singles könnte sein: Ein Date ist nicht nur eine Aufgabe, die erfolgreich abgeschlossen werden muss. Sondern vor allem eins: ein Spiel.

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