Die Ernährung von Singles
von Dr. phil. Sonja Deml | 28. August 2011
Erkennt man Singles am Inhalt ihres Einkaufswagens und schreckt es Männer ab, wenn die Dame im Restaurant nur einen Salat bestellt? Singles und ihre Ernährung...
Ein Bekannter hat mir mal erzählt, der beste Platz, um Single-Frauen anzusprechen, sei der Supermarkt. Man erkenne sie an dem Joghurt und der einen Tomate im Einkaufswagen. Doch ist das Ernährungsverhalten tatsächlich so klar? Die Ernährungswissenschaftlerin und Mietköchin Kristina Bergmann hat in einer Studie die Essgewohnheiten von Singles in Form von Einpersonenhaushalten analysiert.
Wieviel Singles für Lebensmittel ausgeben
Weibliche Singles gaben 2005 monatlich für Getränke, Nahrungs- und Genussmittel durchschnittlich 162 € aus, männliche Singles hingegen 174 €. Männer essen ja auch mehr. Dabei essen Singles im Schnitt teurer, was ja bei den verhältnismäßig höherpreisigen Kleinpackungen nicht wundert.
Das Mahlzeitenmuster von Singles
Vollzeit berufstätige Singles mit wenig Freizeit zeigen ein charakteristisches Mahlzeitenmuster, wobei männliche Singles mit 52 Minuten (weibliche Singles 61 Minuten) wochentags am wenigsten Zeit auf ihre Ernährung verwenden – sie benötigen lediglich 20 Minuten (weibliche Singles 35 Minuten) fürs Kochen. Grundsätzlich wird häufig kalt gegessen oder Fertigprodukte werden erhitzt. 14% dieser berufstätigen Singles versorgen sich vollständig außer Haus (Restaurant, Kantine etc.), denn das alleine Essen wird als defizitär empfunden. Die Tischgemeinschaft ist ein Bestandteil von Esskultur und Tischgespräche dienen dem sozialen Austausch und der Schaffung eines Gemeinschaftsgefühles. Manche empfinden es jedoch als Genuss, alleine zu essen, wenn sie nebenbei arbeiten oder fernsehen. Am Wochenende verwenden Singles mehr Zeit für die Ernährung.
Das Konsummuster von Singles
Singles kaufen selten Bio-Lebensmittel. Offenbar legen sie weniger Wert auf gesunde und nachhaltige Ernährung als beispielsweise Familien mit Kindern. Jüngere Singles kochen zudem seltener regelmäßig selbst als ältere zwischen 40 und 64 Jahren. Letztgenannte kaufen auch fast doppelt so häufig Bio-Obst und Bio-Gemüse. Generell essen männliche Singles gerne deftige Fleischgerichte und weibliche Singles haben eine Vorliebe für leichtere Pasta.
Verwitwete und Geschiedene übernehmen oft Konsumpräferenzen aus der Partnerschaft und es ändert sich lediglich die Portionsgröße. Sie sind gut ausgestattet mit Küchentechnik und vielen Elektrogeräten.
Nachhaltige Ernährung in Singlehaushalten
In Einpersonenhaushalten werden beim Kochen pro Kopf mehr Ressourcen und Energie verbraucht. Zudem ist es zeitlich wenig ökonomisch, alleine einzukaufen, zu kochen und abzuspülen. Singles sind eine Zielgruppe des Einzelhandels. Für sie gibt es Convenience-Produkte, Multipacks und Miniportionen, die sich durch einen hohen Verpackungsaufwand auszeichnen. Wollen Singles selbst kochen, sind manche Rezepte oft schwer nachzukochen, wenn man beispielsweise etwas Kohl braucht, aber Kohl nur in ganzen Köpfen zu kaufen ist. Kristina Bergmann plädiert trotzdem für das selber Kochen. Zum einen gibt es Kochbörsen im Internet, mit dessen Hilfe sich Singles verabreden können (Dinner Dates) und zum anderen kann man größere Mengen zubereiten und portionsweise einfrieren. Außerdem könnten Kantinen und Mensen für die Allgemeinheit geöffnet werden und die Nutzung von Stadtteil- oder Dorfküchen ist ebenfalls eine nachhaltige Alternative zum selbst Kochen.
Kochen ist „in“
Single-Männer erzählen mir oft, dass es ein absoluter Date-Killer ist, wenn die Frau nur Wasser und einen kleinen Salat bestellt, in dem sie herumstochert. Wer Freude beim Genießen hat, punktet bei der Partnersuche. Liebe geht durch den Magen und Kochen als Hobby ist „in“. Am Wochenmarkt frische, regionale Produkte einzukaufen, macht Spaß und Genuss beim Essen signalisiert Lebensfreude. Kein Problem, wenn Sie nicht kochen können – es gibt spezielle Kochbücher für Singles und die Zutaten lassen sich für die bessere Hälfte auch „mal zwei“ nehmen.
Bergmann, Kristina (2007): Die Ernährung von Singles. Grundlagen, Nachhaltigkeit, Diskussion. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken
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