ADHS oder Narzissmus: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

von | 2. November 2025

Narzissten ähneln oft Menschen mit ADHS. Die Symptome können zur Verwechslung führen, die Ursachen der Störungen sind jedoch unterschiedlich.

Übermäßig auf sich selbst bezogen sein und wenig Empathie zeigen, Schwierigkeiten beim Eingehen und Aufrechterhalten von Partnerschaften – das verbindet Narzissten und ADHS-Betroffene auf den ersten Blick. Doch neben den Gemeinsamkeiten gibt es grundlegende Unterschiede, vor allem bei der Entstehung und Behandlung der beiden Symptomkomplexe.

Narzissmus und ADHS: Ähnlichkeiten

Die Betroffenen haben Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich. Sie wirken sehr auf sich selbst konzentriert, zeigen wenig Interesse an tiefen, sozialen Kontakten und haben im Gespräch oft Probleme, sich auf das Gegenüber zu konzentrieren, angemessene Reaktionen zu zeigen und auf das Thema einzugehen. Emotionen und Gedanken anderer können schlecht validiert, d.h. anerkannt werden.  Häufig lässt die Konzentration schnell nach, was vom Umfeld als Desinteresse gedeutet wird. Beide Betroffene haben Probleme, ernsthafte Partnerschaften aufzubauen, und Konflikte innerhalb einer Beziehung zu lösen. Die Bereitschaft, echte Liebe zu empfinden oder zu geben, fehlt häufig.

ADHS und Narzissmus: Symptomatische Differenzen

ADHS ist eine neuroentwicklungsbedingte Störung, die häufig schon im Kindesalter diagnostiziert wird. Sie ist nicht heilbar, die Symptome lassen sich jedoch mit entsprechenden Therapien behandeln. Als Ursachen kommen Umweltfaktoren (z.B. Giftstoffe während der Schwangerschaft), genetische Prädispositionen, die Geburt durch Kaiserschnitt, neurobiologische Faktoren oder psychosoziale Einflüsse in Frage.

Narzissmus ist eine tiefgreifende anhaltende Persönlichkeitsstörung, die sich in normverletzendem Verhalten äußert. Sie manifestiert sich im Jugendalter und wird in der Medizin selten vor dem 18. Lebensjahr diagnostiziert. Die Forschung deutet darauf hin, dass narzisstische Merkmale neben neurobiologischen durch psychosoziale Faktoren ausgelöst werden. Fehlende emotionale Wärme, eine übertriebene Bewertung, übermäßiger Schutz oder zu viel Nachsicht der Eltern fördern die Entstehung in der Kindheit.

Unterschiede im Sozialbereich zwischen ADHS und Narzissmus

Narzissten haben Probleme im zwischenmenschlichen Bereich, da sie quasi süchtig sind nach ständiger Bewunderung. Für Menschen mit ADHS spielt dies weniger eine Rolle. Während sich ADHS-Betroffene aufgrund ihrer Konzentrationsschwäche im sozialen Kontakt egozentrisch zeigen, handeln Narzissten bewusst egozentrisch, die eigene Person wird als Zentrum allen Geschehens betrachtet. Mit dem überzeichnetes Selbstbild wird jedoch meist ein brüchiges Selbstwertgefühl kompensiert. Sie haben Defizite im Einfühlungsvermögen in andere Menschen. Empathiemangel im klinischen Sinn ist seltener ein Merkmal von ADHS, ein entscheidendes Symptom der narzisstischen Persönlichkeitsstörung hingegen schon. Ein  Narzisst kann durchaus in der Lage sein, kognitive Empathie zu zeigen, indem er die emotionale Situation einer Person identifiziert, allerdings ist es ihm oftmals nicht möglich, emotionale und mitfühlende Empathie zu empfinden. Zudem werden andere oft ausgenutzt, um eigenen Ziele zu erreichen. Menschen mit ADHS haben ebenfalls Probleme, sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen und deren Gedanken, Gefühle und Absichten zu verstehen. Ihnen fällt es jedoch schwer, Mitgefühl zu zeigen, weil sie ihre Gefühle, die durch Gespräche oder Konfliktsituationen ausgelöst werden, selbst nur schwer regulieren können (Schwächen in der „Theory of Mind“). 

Unterschiede in der Behandlung

Da sich die Symptome ähneln, ist eine Diagnosestellung oftmals schwierig – doch umso wichtiger, um die Betroffenen effektiv behandeln zu können. ADHS wird nach wie vor mit Stimulanzien, also medikamentös behandelt. Kognitive Verhaltenstherapie und das Entwickeln wirksamer Strategien gegen Symptome wie Vergesslichkeit oder Prokrastination helfen bei der Bewältigung des Alltags. Die narzisstische Persönlichkeitsstörung wird durch eine gründliche Reflexion behandelt, oftmals durch Psychoanalyse oder lange Gespräche in der Psychotherapie. Medikamente werden in der Regel nicht eingesetzt.Das Ziel bei beiden Krankheitsbildern ist, Erkenntnisse über sich selbst zu gewinnen, einen Willen zur Veränderung zu fördern, Antagonismus zu reduzieren und das Selbstwertgefühl zu verbessern. Leben die Betroffenen in einer Partnerschaft, ist eine zusätzliche Paartherapie hilfreich.

Foto: depositphotos.com

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