Neujahrsvorsätze und das Problem der Prokrastination

von | 1. Januar 2020

Jedes Jahr nehmen wir uns gute Vorsätze fürs neue Jahr vor, doch leider können viele Menschen diese nicht umsetzen. Prokrastination könnte ein Grund dafür sein…

NeujahrsvorsätzeUnangenehme Tätigkeiten werden sehr gerne aufgeschoben, denn der innere Schweinehund lässt sich manchmal einfach nicht überwinden. Das ist völlig normal, denn wer reißt sich schon um die Steuererklärung, ums Fensterputzen, das Begleichen des Bußgeldes oder den Gang zum Zahnarzt – doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Irgendwann fassen wir uns ein Herz. Bei Menschen, die unter Prokrastination leiden, nimmt das Aufschieben allerdings ein bedenkliches Ausmaß an. Die Betroffenen leiden darunter und schwerwiegende negative Folgen drohen. Außerdem wird Prokrastination oftmals mit Willensschwäche oder Faulheit verwechselt, was die Betroffenen verletzend finden. Wenn wir unsere Neujahrsvorsätze einfach nie umsetzen, können Elemente von Prokrastination eine Rolle spielen…

Was ist Prokrastination?

Prokrastination ist ein ernstzunehmendes Problem der Selbststeuerung. Mit Prokrastination wird pathologisches Aufschiebeverhalten bezeichnet. Prokrastination wird wissenschaftlich untersucht und kann therapeutisch behandelt werden. Wer unter Prokrastination leidet, schafft es einfach nicht, Aufgaben zu erfüllen und der Alltag ist für die Betroffenen oft gar nicht zu bewältigen. Prokrastination als Arbeitsstörung kann sich im alltäglichen, schulischen und beruflichen Bereich zeigen. Prokrastination kann aber auch nur einen kleinen Bereich des Lebens betreffen wie zum Beispiel die Neujahrsvorsätze.

Prokrastinationsfördernde Faktoren bei Neujahrsvorsätzen

Es ist völlig in Ordnung, wenn wir unliebsame Tätigkeiten aufschieben oder abgeben. Solange der Alltag nicht darunter leidet, es kein Dauerzustand ist und wir unser Leben gut bewältigen, ist das kein Problem. Aber selbst Menschen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen, scheitern an ihren Neujahrsvorsätzen. Bei den guten Vorsätzen fürs neue Jahr gibt es unterschiedliche prokrastinationsfördernde Faktoren wie zum Beispiel Probleme bei der Prioritätensetzung (Beispiel: Wo liegen meine Prioritäten, wenn ich mir vornehme, weniger zu arbeiten?). Eine mangelnde oder unrealistische Planung der Umsetzung des guten Vorsatzes kann ebenfalls zum Scheitern führen. Wenn sich jemand beispielsweise vornimmt abzunehmen, muss er genau planen, wie er das bewerkstelligen möchte – durch welche Ernährungsumstellung, wie viel Bewegung usw.. Wiederum andere haben Probleme bei der Abgrenzung gegen alternative Handlungstendenzen, vor allem wenn es darum geht, das Rauchen aufzugeben. Manchmal mangelt es auch an Konzentrationsfähigkeit, zum Beispiel beim Erlernen einer Fremdsprache, es zeigen sich Defizite im Zeitmanagement oder die Abneigung gegen den eigenen Vorsatz ist einfach zu groß. Wenn jemand ständig an seinen eigenen Neujahrsvorsätzen scheitert, hat er möglicherweise von vornherein zu große Angst vor Versagen oder vor Kritik anderer. Manche Menschen können ihre Anstrengungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit nicht einschätzen.

Diagnose und Therapie von Prokrastination

Zunächst gilt es herauszufinden, ob es sich bei der Aufschieberitis um ein Alltagsphänomen oder um eine psychische Störung handelt. Ein wichtiger Indikator ist die Beeinträchtigung des Lebens und der Leidensdruck, der dahintersteckt. Die Prokrastinationsambulanz der Universität Münster hält Diagnosemöglichkeiten bereit und bietet sogar einen Online-Selbsttest an.

Bei der Therapie von Prokrastination geht es um Strukturierung, das Setzen realistischer Ziele und den Umgang mit Ablenkungsquellen. Außerdem sollen die Betroffenen lernen, mit negativen Gefühlen umzugehen und sie müssen ihre Arbeitsgewohnheiten verändern. Prokrastination kann durch eine Verbesserung der Selbststeuerung therapiert werden.

Tipps zur Umsetzung der Neujahrsvorsätze

Wer seine guten Vorsätze erfolgreich umsetzen will, muss sich zunächst realistische Ziele setzen und diese definieren: Was bedeutet genau „gesünder leben“? Manchmal sind die Floskeln zu hohl und die Ziele sind zu hoch gesteckt. Dann sind Etappenziele sinnvoll – vor allem beim Vorsatz „Abnehmen“. Außerdem sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen, wie man diese Ziele erreicht (Wie kann ich „gesünder leben“?). Genauso wichtig sind Strategien, die einen Rückfall in alte Verhaltensmuster verhindern. Wer das Rauchen aufgeben will, sollte wissen, was er beim Drang nach einer Zigarette tun muss. Ein inzwischen beliebter Neujahrsvorsatz ist „nachhaltiger leben“. Wer sich vornimmt auf Plastikverpackungen zu verzichten, aufs Fahrrad umzusteigen, keine Fernreisen in diesem Jahr zu unternehmen, im Bioladen einzukaufen, sich vegan zu ernähren usw. hat eine klare Vorstellung von seinem Vorsatz und weiß gleichzeitig, wie er sich umsetzen lässt. Mit dieser Strategie geht man jeden Neujahrsvorsatz erfolgreich an! Noch mehr Tipps findest du hier

Wir wünschen allen viel Erfolg mit ihren guten Vorsätzen!

Foto: Ken Gascon – Canva.com

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