Single allein zu Haus

von | 16. März 2011

Zu zweit sind viele Dinge leichter, und vor allem schöner. Wenn man als Single alleine in eine neue Wohnung zieht, wird die Sehnsucht nach einem Partner groß.

Britisch Kurzhaar Kater auf UmzugskistenUmziehen ist traumatisch… sowieso… egal, wie sehr man sich auf ein neues Heim freut, schon die Tage und Wochen vorher verbringt man im nostalgischen Rausch, prüft und sondiert, ob man noch Sommerkleider haben will, die auf die nächste Diät warten, oder ob die Fotos und Briefe vom Ex wirklich nur der Nostalgie dienen, oder ob man diese nicht einfach besser auf ewig zu verbrannter Materie werden lässt.

Entrümpeln tut gut, gleichbedeutend ist das seelische Entrümpeln. Und wann geht dies eigentlich besser, als bei einem Umzug? Nun ist man gezwungen, alte Kisten zu öffnen und die ungeliebten Pandora-Boxen zum Vorschein zu bringen. Manche Erinnerungen tun sehr weh, es sind Überbleibsel einer Zeit, aus der man ein(e) andere(r) war. Manchmal ist es gut so, dass man nicht mehr so ist. Manchmal wünscht man sich aber auch alte Zeiten zurück. Zeiten, in denen man scheinbar glücklicher war, manchmal unreifer, manchmal aber auch einfach jünger und unbedarfter.

Ich selbst bin ein hoffnungsloser Nostalgiker und lebe gern in romantischer Verklärung der Vergangenheit. Das ist manchmal rührselig, manchmal trübt es aber auch den Blick. Nicht nur die Vergangenheit erscheint auf einmal rosig, auch die damit verbundenen Schmerzen und Enttäuschungen sind nahezu verblasst. Die Gegenwart wartet im Vergleich dazu mit einem tristen Grau auf und bliebe man bei den Farben, so kommt mir für die Zukunft automatisch schwarz in den Sinn.

Es ist eben immer alles besser in der Rücksicht, hat man es denn mal hinter sich gelassen. Nur so muss es ja auch zu erklären sein, dass Frauen, trotz der immensen Schmerzen bei der Geburt eines Kindes, beim nächsten Kind nicht daran zurückdenken. Anscheinend ist uns Frauen also dieses Romantisier-Gen angeboren. Zum Umzug habe ich allerdings einige Briefe tatsächlich entrümpelt. Meist von oder an Menschen, die es eigentlich sowieso nicht verdient haben, in meiner Gegenwart zu sein, und es demnach auch nicht sind. Ich bin als Single auch froh, in meine eigenen Vier Wände zu ziehen. Ruhe, tun und lassen was ich will, mich nur über meine eigene Unordnung ärgern, das alles erscheint mir himmlisch im Gegensatz zu den Abnutzungserscheinungen eines partnerschaftlichen Zusammenlebens.

Das ändert sich allerdings mit dem Fortschreiten des Wohnungswechsels. Ist das Kisten einpacken noch allein zu bewältigen, kann von Schränken abbauen keine Rede mehr sein. Auch das Schleppen fällt flach, selbst wenn man wollte, können Bücherkisten einfach kein Fitness-Studio ersetzen, schließlich stemme ich dort auch keine 25 Kilo-Hanteln. Ob man will oder nicht, spätestens hier ist mit dem Gedanken der Gleichstellung der Geschlechter Schluss. Ich will und kann einfach keine Waschmaschine auf meinem Rücken tragen.

Ein Umzugsunternehmen ist die Lösung, aber kaum in der neuen Wohnung ist man dann buchstäblich allein. Kein Mann weit und breit, der einem Regale anbohrt oder Kleiderschränke aufbaut. Selbst das Streichen ist – zwar körperlich zu schaffen – aber macht einfach nur halb so viel Spaß. Jeder Gang zum Baumarkt ist ein Lernprozess und eine Grenzerfahrung: komme ich damit klar, das kleine Mädchen zu spielen, nur damit mir der körperlich imposante Baumarkt-Mitarbeiter die Bohrmaschinen zeigt, erklärt, wie Silikonpistolen funktionieren und das Schraube nicht gleich Schraube ist? Nun gut, dann lass ich jenen Herrn gerne fachsimpeln, ich muss an das Ziel denken, nicht an den Weg.

Trotzdem bin ich nach einigen Tagen verzweifelt. Und ganz deprimiert. Zwar konnte ich mein Bett selbst aufbauen, aber nun verlassen mich die DIY-Geister. Man fühlt sich so hilflos und allein gelassen angesichts der Übermacht von fachmännischen Heimwerkertätigkeiten, dass ich mich einfach gegen meinen Stolz und für das Küchenregal entscheide.

Ich rufe meinen besten Freund an. Gemeinsam mit einer Kiste Bier (für ihn) und einer Flasche Wein für mich) gehen wir die Ungetüme in Form von Dübeln, Bohrern und Regalsystemen an. Die Lampen müssen wir noch vor dem ersten Bier aufhängen, sonst wird´s gefährlich. Wie viel mehr Spaß macht es doch, dies mit einem Mann zu tun, und nur die Schrauben anzureichen, während der Mann ganz fachmännisch bohrt – und offensichtlich haben sie auch Spaß an den „einfachen“ Tätigkeiten. Derweil würde ich lieber Bücher lesen…

Dann das Auspacken. Wie ein weißes unbeschriebenes Blatt kann ich meine Wohnung gestalten, räume die Bücher ein, wähle Dekorationen. Nun muss ich der Fairness halber sagen, ich wohne zum ersten Mal allein. Und ich werde mich schon dran gewöhnen. Zuallererst muss ich den Neid und die Sehnsucht hinunterschlucken, wenn Paare gemeinsam aufwachen, nach Hause kommen und der andere schon gekocht hat, und auch wenn ich die Geister wieder schnell in die Flasche bringen will, so lässt mir das poppende Pärchen über mir nicht allzu viel Wahl. Resigniert bediene ich mich der Ohrstöpsel und schalte das Licht aus. Ich glaube, ich brauche ein Haustier.

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