Als Single allein unter Paaren

Die Nachricht schlug ein, wie eine Bombe: Lilith, wir möchten Dich zum Essen einladen, am Samstag, es gibt etwas Wichtiges zu feiern…

Ohje, Nachtigal, ick hör Dir trapsen… so angeteasert kann das ja nur bedeuten: Berufliche Beförderung (ausgeschlossen in dem Fall der Freiberuflichen Selbstausbeuter- Existenz) oder …. genau: Wir haben uns verlobt …

Zusammen ziehen halte ich schon für die größte Hürde aller Paarungsrituale, aber verloben? Geschweige denn Heiraten? Warum denn?Natürlich bin ich kein Unmensch, also jubelte ich was das Zeug hielt, in den Telefonhörer. Schauspielerei, aber jedenfalls so überzeugend, dass ich nicht wieder ausgeladen wurde…

Wenigstens würde meine älteste Freundin dabei sein und mich unterstützen, wenn wir schadenfroh die Vorzüge unseres Single-Daseins dem frisch-verlobten Paar unter die Nase reiben würden…

Fehlanzeige. Meine Freundin hatte sich verliebt (ja, doch, sie hatte ihn mal erwähnt, aber ich habe ihn unter ferner liefen abgebucht), und ihr fiel nichts Besseres ein, als ihn zum Dinner mitzubringen.

Da saß ich nun, allein als Single unter der Gattung der Paare. Man hätte auch gleich sagen können, zur Belustigung, das Tier im Zoo, oder, vielleicht euphemistischer ausgedrückt (müssen uns hier den Rücken stärken, Mädels) die Raubkatze im Affenkäfig.

5 …. Zu fünft waren wir… fünf…. da fällt mir so was ein wie, das fünfte Rad am Wagen… ich durfte dann auch den Tisch präsidieren… (neu deutsch und Ego-Booster für: an seinem Kopf sitzen) während sich die Pärchen gegenüber saßen. Und sich gegenseitig vom Glück der Zweisamkeit überzeugen konnten.

Wenigstens ließ mich mein alter Freund Rotwein an dem Abend nicht im Stich: trotz meiner alkoholfreien Wochen und guten Neujahrsvorätze immer wieder ein herrlicher Spaßvogel… was soll man auch sonst tun. …allein unter Paaren… und zog das Kostüm der ulkigen Single-Rarität an: ich crackte einen Beziehungsjoke nach dem nächsten, eine Story über mißlungene Dates jagte das nächste Dschungel-Abenteuer. Schön, dass ich wenigstens noch den Unterhaltungswert steigere, wahrscheinlich werde ich eh nur noch deshalb eingeladen.

Nein, ganz falsch, meinte meine Single-Freundin, sei froh, in ein paar Jahren werden sie sich langweilen und dich und deine Freiheit beneiden.

Ja, in ein paar Jahren. Und in der Zwischenzeit? Während die Paare symbiotisch verwachsen, zum Paarungsritual übergehen und viele kleine Nachkommen produzieren, streife ich weiter durch meinen Asphaltdschungel, reiße Opfer im Nachtleben auf und friste mein Raubtierdasein…

Aber was, wenn mich auch die Lust auf Zweisamkeit überkommt?

Mal ehrlich, wer ist denn schon wirklich gern leidenschaftlicher Single? (Frisch willentlich Getrennte mal ausgenommen). Wer kehrt denn gern abends in sein leeres, kaltes Bett zurück, den Sonntag verkatert allein verbringend und schwachsinnige Serien glotzend? Wer kocht sich selbst gern das Abendessen und isst es hektisch vor´m Fernseher? Wer trinkt die andere Hälfte der Flasche?

Gerade in der dunklen Jahreszeit herrscht große Sehnsucht nach der besseren Hälfte. In einer dieser Phasen sagte ich einer Einladung zu einer Silvester-Party ab. Ich hatte keine Lust hinzugehen, weil sie mir öde erschien, alles langweilige Pärchen, so dachte ich. Am nächsten Tag rief mich meine Freundin an, sie hätte einen ganz tollen Typen kennengelernt. Nun sind sie schon 2 Monate zusammen… Gibt es einen tolleren Neujahrsbeginn, als den Traummann treffen?

Und zu allem Übel schrieb mir heute auch noch mein Ex-Freund, der es immerhin fertig gebracht hatte, nach uns wieder eine Beziehung zu führen, im Gegensatz zu mir. Er ziehe demnächst mit seiner Freundin zusammen, er will jetzt diesen ganz großen Schritt wagen.

Angesichts dieser trüben Aussichten fordere ich Euch auf: Singles aller Länder: vereinigt Euch und paart Euch! Das ist das einzige Rezept gegen diese trostlosen Botschaften, diese trostlose Jahreszeit, und die einzige Hoffnung, die mich quasi am Leben erhält. Irgendwo muss er doch sein, der andere Single …

Vielleicht ja sogar hier …