Facetuning und seine Gefahren

von | 13. September 2021

Das Internet wimmelt von getunten Fotos. User möchten sich durch die Gesichtsbearbeitung möglichst perfekt zeigen. Doch dieser Trend birgt viele Gefahren.

FacetuneBildbearbeitungs-Apps wie Facetune erfreuen sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit, sowohl bei der jüngeren Generation als auch bei der älteren.  Nicht nur die Stars mogeln, was das Zeug hält, auch alle “Normalos” können sich auf ihren Fotos schlanker oder kurviger präsentieren. Der Pickel verschwindet, der Haaransatz rückt weiter nach vorn, die Nase wird kleiner, die Lippen fülliger, der Bizeps größer – den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Somit erschaffen sich viele Nutzer dieser Apps ein ganz anderes Bild von sich selbst und geraten nicht selten in einen Teufelskreis…

Bildbearbeitung früher und heute

Adlige und Wohlhabende ließen sich in früheren Zeiten schon immer so malen, wie sie gerne ausgesehen hätten. Erste Fotos wurden stark inszeniert, indem z.B. Kleinere auf Podeste gestellt, Büstenhalter ausgestopft oder Haarteile angebracht wurden. Es gibt schon lange die Möglichkeit, sich verzerrt darzustellen. Die Bildbearbeitung am PC für Privatleute schritt seit den 1990er Jahren rasant fort. Zunächst ging es darum, rote Augen vom Blitzlicht zu retuschieren, unschöne Schatten zu beseitigen oder das Foto insgesamt aufzuhellen. Doch mit den modernen Apps ist es möglich, sein Aussehen komplett zu verändern, um ein völlig neues Selbst zu erschaffen.

Facetuning macht süchtig

Je mehr Möglichkeiten Editier-Apps anbieten, desto mehr werden diese auch genutzt. User gehen zunächst vielleicht bedachter vor und verändern nur kleinere Details. Traurig, aber wahr: Getunte Fotos bekommen mehr Zuspruch im Netz! Dafür bekommen sie Likes, Herzchen usw. und das motiviert, noch tollere und somit stärker bearbeitete Fotos hochzuladen. Schließlich steht man in den Sozialen Medien immer in Konkurrenz zu unendlich vielen anderen Menschen, die noch attraktiver und interessanter sind oder vorgeben, es zu sein. Durch die Möglichkeit und den Druck, ständig online zu sein, kann schnell eine Sucht nach immer herausragenderen Fotos von sich selbst entstehen, denn schließlich muss man mithalten, um ja keine Daumen nach unten zu riskieren. Das geht so weit, dass Süchtige immer online sind, ihre Fotos bis zu anatomischen Unmöglichkeiten bearbeiten und sich ständig mit anderen vergleichen. Je mehr Leute mitmachen, desto schneller dreht sich der Teufelskreis!

Verzerrtes Selbstbild als Folge von Bildbearbeitung

Fakt ist: Je häufiger wir bearbeiteten Fotos ausgesetzt sind, desto mehr Selbstzweifel können wir bekommen. Wer vorher noch nicht unzufrieden mit sich war, kann es durch die Facetuning-Apps werden, denn oftmals entstehen Probleme bei der Wahrnehmung des eigenen Aussehens erst durch die Bearbeitung. Hast du nur aus Spaß deine Haut glatter retuschiert, bist du schnell unzufrieden mit deiner Haut in natura und betrachtest sie als Problem. Du probierst andere Funktionen aus und schaffst noch mehr Unzufriedenheiten mit deinem Körper. Ein verzerrtes Selbstbild entsteht, wenn sich Menschen zu sehr in der virtuellen Welt verlieren und die gefakten Fotos nicht mehr als solche differenzieren können. Schnell nimmt man seinen Körper als zu alt, faltig, dick usw. wahr. Dieser Realitätsverlust kann in psychischen Erkrankungen wie Minderwertigkeitskomplexen, Depressionen, Essstörungen und sogar Selbstmordgedanken enden.

Ablehnung des eigenen Körpers

Wenn User erst einmal sehen, wie super sie aussehen könnten und wie weit dieses produzierte Bild von der Realität abweicht, kann es schnell zur Ablehnung des eigenen Erscheinungsbildes kommen. Viele ziehen sich dann zurück und weichen persönlichen Kontakten aus Scham aus. Sie fühlen sich unzulänglich und versuchen, ihrem Idealbild nahe zu kommen durch Make-up, neue Frisur, Haarfarbe, Haartransplantation, Shapewear, Zahnaufhellung, Gewichtsreduktion, Fettabsaugung, Botox-Behandlungen oder noch riskantere Schönheitsoperationen.

Facetune beim Online-Dating

Sein Profilfoto zu verändern und damit ein verzerrtes Bild von sich zu erzeugen, kann ganz andere Singles anziehen als du eigentlich willst. Denn schließlich möchtest du jemanden finden, der dich toll findet – so wie du bist. Außerdem ist die Enttäuschung beim ersten Date vorprogrammiert, wenn Realität und Wirklichkeit zu weit auseinanderklaffen: Dein Flirtpartner erkennt, dass du mit deinem Äußeren unzufrieden bist und ihm etwas vorgaukeln wolltest. Sei lieber ehrlich und stelle ein natürliches und vorteilhaftes Foto von dir ein. So findest du wirklich jemanden, dem du gefällst!

Zum Weiterlesen Wie präsentiere ich mich beim Online-Dating?

Foto: Canva.com

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